Geschichte
Entstehung und Untergang einer Weltfirma
Ursprünglich 1866 von Georg Michael Pfaff als reine Nähmaschinenproduktion gegründet, entwickelte sich das Unternehmen im Lauf der Jahrzehnte zum innovativen Technologieführer der Textilindustrie. In seiner Blütezeit beschäftigte die Konzernzentrale über 7000 Mitarbeiter aus Kaiserslautern und Umgebung und viele Hundert Beschäftige an ausländischen Standorten.
Bei PFAFF zu arbeiten galt in vielen Familien sogar als stolze Tradition.
Die Historie der Kaiserslauterer „Institution“ PFAFF finden Sie hier.
1823
Der Firmengründer Georg Michael Pfaff (im Text GMP) wird am 1. Februar in Kaiserslautern als neuntes von zehn Kindern seiner Eltern Johann(es) und Johanna Regina Vogt geboren. Seine Berufsbiographie fängt mit einer Lehre zwischen April 1838 und August 1840 bei einem Blasinstrumentenmacher in Mannheim an, wo er den Beruf des Instrumentenbaus erlernt. Fünf seiner sechs älteren Brüder verschreiben sich ebenfalls dem Bau von Musikinstrumenten.
1823
1848
Nach Beendigung einer langjährigen Gesellenwanderung, die ihn auch nach Österreich, Frankreich und Italien führt, mietet GMP ein Haus in der Rummelgasse 15 und eröffnet eine eigene Werkstatt für die Fertigung von Blechblasinstrumenten.
1849
GMP heiratet Johanna Crusius aus Kaiserslautern. Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor: Johanna, Magdalena, Georg Michael, Caroline und Jacob.
1849
1851
GMP nimmt in London zum ersten Mal an einer internationalen Ausstellung teil. Ein erhaltenes Dokument erfasst die Liste seiner eingereichten Instrumente (z.B. Bombarde, Trompete). Möglicherweise bekommt GMP hier zum ersten Mal eine aus den USA importierte ‘Eiserne Näherin’ zu sehen. Sein Talent als Instrumentenhersteller wird auch in den folgenden Jahren auf Industriemessen mit Auszeichnungen gewürdigt. Präzision, Tonqualität und stabile Bauweise seiner Instrumente führen zu einer ausgezeichneten Reputation und lassen sein Geschäft florieren.
1855
GMP präsentiert seine Instrumente auf der Agrikultur-und Industrieausstellung in Paris.
Im März erwirbt GMP ein Grundstück und plant den Bau eines Hauses an der Ecke Eisenbahnstraße (damalige Hirschgasse) zur Mozartstraße (damalige Langgasse), womit auch eine Vergrößerung der Produktionsstätte einhergeht. Die Archivlage kann auch den Schluss zulassen, dass GMP nach Ende der Bauzeit dieses Haus lediglich als Wohnhaus benutzt und die Räume in der Rummelgasse 15 weiterhin als Werkstatt und Verkaufsraum bis zur Abtretung seines Instrumentenhandels dienen.
1855
1858
GMP (genannt ‘Blech-Pfaff’) stellt, zusammen mit seinem Bruder Franz (Holzblasinstrumentenmacher, genannt ‘Holz-Pfaff’) seine Blechinstrumente aus. In den folgenden Jahren entwickelt sich die parallel laufende Herstellung von Nähmaschinen und Instrumenten: ‘Blechinstrumenten & Nähmaschinenfabrik von G.M. Pfaff’ wird ab 1862 auf dem Briefkopf der Kundenrechnungen zu sehen sein. Das Konterfei seiner später erworbenen Medaillen für Blechblasinstrumente, (Kaiserslautern, 1860, Metz, 1861, London, 1862) ist auch zur Zeit des Parallelvertriebs aus werbestrategischen Erwägungen auf den Korrespondenzen zu finden.
1860
GMP nimmt an der Pfälzischen Industrieausstellung teil und erhält eine Silbermedaille für ‘ausgezeichnete’ Blechblasinstrumente.
1860
1862
Am 15. Juli berichtet die Kaiserslauterer Presse über die auf der Weltausstellung in London prämierten Instrumente von GMP. In besonderem Maße wird die Anfertigung seines Waldhorns gewürdigt und er erhält in London eine Silbermedaille. In diesem Jahr erfolgt die Fertigstellung der ersten Nähmaschine und wird der Öffentlichkeit vorgestellt (sie befindet sich heute im Deutschen Museum in München): es handelt sich um eine Doppelsteppstich-Langschiffnähmaschine.
Überlieferte Werbeanzeigen belegen, dass es sich um eine modifizierte Konstruktion einer Howe/Singer-Maschine - erst 1877 wird in Deutschland das Patentrecht eingeführt - handelt. Wieder wird das mediale Interesse der Stadt erweckt: Das Kaiserslauterer Wochenblatt berichtet nun über GMPs neuen Industriezweig.
Dieses Jahr gilt als offizielles, allerdings, ob der Datenlage umstrittenes Gründungsjahr der Firma. Der Instrumentenbau bleibt vorerst sein Haupterwerbszweig.
1865
Am 1. Juni kündigt die ‘Pfälzische Volkszeitung’ eine Ausstellung amerikanischer Nähmaschinen im Kaiserslauterer ‘Hotel Schwan’ an. GMP bewirbt sich erfolgreich als Agent bei Wheeler & Wilson für den Vertrieb angekaufter Waren.
1865
1866
Neben der Produktion von Blechblasinstrumenten werden nun parallel auch lizensierte Singer-Nähmaschinen hergestellt. GMP steht zu seinen nach dem Howe/Singer-System hergestellten Maschinen und nennt seine Fabrik ‘Näh-Maschinenfabrik-Singer’. Unter Nutzbarmachung technologischer Kenntnisse über das Singer-System verbessert GMP Ausstattung und Funktionalität bei der Fertigung seiner Maschinen.
1869
GMP bietet in seinem ersten eigenen Katalog vornehmlich Modelle von Howe, Singer und Grover & Baker an. Da es sich um erworbene Maschinen handelt, existiert zu diesem Zeitpunkt keine ‘Nähmaschinenfabrik’ von GMP.
1869
1870
Nach seinem Examen im Fach Maschinenbau und Beendigung seiner praktischen Ausbildung beginnt Georg (Michael), der älteste Sohn GMPs, sich mit den wirtschaftlichen und technischen Belangen des väterlichen Betriebs vertraut zu machen.
1871
In diesem und im folgenden Jahr beschäftigt die Firma 30 Mitarbeiter und stellt jährlich 1000 Maschinen her.
1871
1872
Zusammen mit seinem Bruder Franz stellt GMP zum letzten Mal eigene Instrumente aus. Er erwirbt das Nachbargebäude seines 1855/56 gebauten Hauses für 32.760 Mark. Sein Sohn Georg erschließt Absatzmöglichkeiten der Maschinen im Ausland: die Schweiz, Holland, Belgien und Luxemburg.
1873
GMP stellt die Blechinstrumentenherstellung ein, tritt sie an seinen Bruder Franz, der in der Theaterstraße, der heutigen Karl-Marx-Straße, eine Werkstatt betreibt, ab. GMP konzentriert sich nun ausschließlich auf die Nähmaschinenproduktion. Es werden bis Ende des Jahres 1.500 Nähmaschinen hergestellt, u.a. das vier Jahre zuvor unter dem Markennamen ‘G.M. Pfaff’ angebotene ‘Modell C’. Der Jahresumsatz beträgt 96.444 Mark.
1873
1875
Mit steigender Umsatz- und Auftragslage, ökonomischem Sachverstand und technischen Innovationen als stabile wirtschaftliche Grundlage errichtet GMP ein größeres Fabrikgebäude in der Mozartstraße.
1876
Von seinem Vater mit firmennützlichen Aufgaben versehen, startet Georg Pfaff einen zweijährigen Aufenthalt in Amerika. Das Kennenlernen amerikanischer Produktionsmethoden, die Ergründung von unterschiedlichen Nähsystemen und Ausschau nach für die eigene Produktion infrage kommende Werkzeugmaschinen haben Priorität. Georg besitzt eine vom Vater ausgestellte Vollmacht, um die modernsten Werkzeugmaschinen zu erwerben.
1876
1878
GMPs jüngerer Sohn Jacob übernimmt als Prokurist eine Stelle in der Verwaltung und der Werbeabteilung. Er macht sich seinen merkantilen Sachverstand zunutze, beschleunigt die Ausweitung des Exports und baut eine internationale Pfaff-Händler-Organisation auf.
1880
Zum 1. Januar bekommt das Werk den Firmennamen ‘G.M. Pfaff Nähmaschinenfabrik’. Trotz des Namens Pfaff als offizieller Firmenname wirbt GMP weiterhin bei seinen Kunden für die Singer-A-Maschine und die Einführung der Singer-Medium-Maschine. Am 9. Juli erfolgt eine Vormerkung des Warenzeichens ‘GMP mit Krone’ mit den Initialen GMP beim Landgericht Kaiserslautern. Nach Inkrafttreten des Warenzeichengesetzes vom 12. Mai 1894 wird die Vormerkung am 13. Dezember des gleichen Jahres gesetzlich eingetragen. Von nun an verkauft GMP nur noch unter dem Namen ‘Pfaff-Nähmaschine’. Der Name Singer wird auf Briefköpfen, Werbungen, Preislisten und Katalogen nicht mehr verwendet.
1880
1882
Die 50.000ste Nähmaschine wird gebaut.
1883
Die von Alfons Laubenheimer aus Meisenheim 1864 eröffnete mechanische Werkstatt zum Bau von Nähmaschinen in der Eisenbahnstraße 57 wird nach seinem frühen Tod an Johann Kayser verkauft. Für die Produktion von Singer-Nähmaschinen bezieht die Firma ein neues Werksgebäude ‘Im Kohlbruch’, heute Barbarossa- und Lutrinastraße. Mit dem Eintritt von Friedrich Kayser heißt die Firma nun ‘Gebrüder Kayser’. Am 18. April wird die 100.000ste Singer-Kayser-Nähmaschine hergestellt. Diese Maschinen gewinnen ebenfalls Weltruf und es wird sich in den folgenden Jahren zwischen Pfaff und Kayser ein Kräftemessen in Produktionsleistung, Absatzmarkt und qualitativer Dominanz der Nähmaschinen entwickeln. Erst in der Weltwirtschaftskrise 1929 wird Kayser in eine wirtschaftliche Krise geraten und mit der ‘Nähmaschinen- und Fahrradfabrik Gritzner’ in Karlsruhe-Durlach zur Firma ‘Gritzner-Kayser AG’ fusionieren.
1883
1885
Jacob Pfaff widmet sich intensiv der Erweiterung des Exportanteils, setzt sein Talent in der kommerziellen Verwertung von Werbeinstrumentarien ein und errichtet in London den ersten Nähmaschinenladen im Ausland.
1888
Für seine Verdienste in der deutschen Nähmaschinenindustrie erhält GMP am 15. September den Titel eines Kommerzienrates der bayerischen Landesregierung.
Jacob Pfaff eröffnet in Frankfurt a. Main als Vorläufer der Pfaff-Nähmaschinen-Häuser eine Verkaufsstelle mit Detailverkauf.
1888
1889
Für seine steigende Produktion erwirbt GMP ein Gelände auf dem ‘Galgenberg’ in Kaiserslautern. Der Ankauf von mehr als 100 Grundstücken und Häusern ist nachweisbar. Abtragungsarbeiten großen Stils werden vorgenommen und mit dem anfallenden Abraum wird das Gelände bis zur Königstraße verfüllt.
Am 21. Dezember stirbt GMPs Sohn Jacob mit 34 Jahren. Er hinterlässt einen Sohn, Karl, der später die Firma übernehmen wird.
1890
Die 100.000 Nähmaschine wird gebaut.
1890
1892
Pfaff erwirbt die in Liquidation geratene ‘Deutsche Singer-Nähmaschinen-Fabrik König & Cie.’, die zwischen 1879-1881 gegenüber GMPs erster Fabrik in der Mozartstraße errichtet wurde und zur damaligen Zeit aufgrund des saturierten Nähmaschinenmarkts im Wettbewerb mit Pfaff stand. Mit dem Erwerb der Firma wächst das Werk auf die doppelte Größe und übernimmt 180 Arbeiter.
1893
Am 30. Oktober stirbt GMP an den Folgen eines Herzinfarkts. Zu seiner Lebensleistung als Begründer einer Weltfirma sollen auch seine politischen Betätigungen erwähnt werden: Von 1880-1884 und ab 1890 bis zu seinem Tod war er Abgeordneter des Stadtrates in Kaiserslautern. Am 12. Februar seines Todesjahres erfolgt seine Berufung in den bayerischen Landtag.
Georg Pfaff führt die Firma weiter. Sie produziert jährlich 30.000 Maschinen und zählt 700 Mitarbeiter.
1893
1894-1906
Es erfolgt die Umsiedlung des Unternehmens an den neuen Standort ‘Galgenberg’ am westlichen Stadtrand. Die neuen Gebäude werden mit der Jahreszahl ihrer Fertigstellung versehen, was eine exakte Zuordnung der Bauabschnitte und Entwicklungsstadien ermöglicht. Ab 1902 werden Schleiferei, Galvanik, Härterei und Stanzerei als selbständige Abteilungen eingerichtet und während der weiterlaufenden Produktion von der Mozartstraße in das neue Gelände umgesiedelt. Der Firma gelingt es, gleichzeitig in drei Werken zu produzieren: Betrieb I und II (ehemalige Fabrik König) in der Mozartstraße und Betrieb III in den neuen Gebäuden in der Wittelsbacher Straße (heutige Albert-Schweitzer-Straße). Der Bau des Kesselhauses 1905 bedeutet die Energiesicherung der Firma. Der Umzug in das neue Werk ist 1906 abgeschlossen. Nach Abschluss des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Haupteingang in die Königstraße verlegt.
1907
Das erste elektrisch angetriebene Pfaff-Modell kommt in den Handel. Die ersten Industrienähmaschinen werden gebaut.
1907
1910
Am 10. Juli wird die millionste Nähmaschine hergestellt. Die Mitarbeiterzahl beträgt 1356.
1913
Es werden 34 Länder Europas, 22 Staaten Afrikas, 7 Länder Asiens und Australien beliefert. Russland liegt an der Exportspitze, es folgen Österreich-Ungarn, Britisch- und Niederländisch-Indien und Südafrika. Die Firma zählt 1650 Mitarbeiter.
1913
1914-1918
Während des Ersten Weltkriegs wird Pfaff gezwungen, die Produktion auf Heeresbedarf umzustellen und zur Herstellung von Kriegsgütern verpflichtet. Die waffenfähigen männlichen Mitarbeiter werden eingezogen, es bleiben überwiegend ungelernte weibliche Mitarbeiterinnen zurück. Das Werk II wird von englischen Bombern fast vollständig zerstört.
1917
Am 21. April stirbt Georg (Michael) Pfaff infolge eines Herzinfarkts. Das Unternehmen geht in den Besitz seiner Schwester Caroline (Lina), geboren am 30. August 1854, über, die bis zu diesem Zeitpunkt Teilhaberin war. Sie überträgt die Leitung Georg Himmer, dem langjährigen Freund und Mitarbeiter ihres Bruders, der bis zu seinem Tod 1918 Geschäftsführer bleiben wird. Otto Kessler fallen die Aufgaben des finanziellen Beraters und Vermögensverwalters zu. Er wird das Unternehmen bis zu seiner Pension 1929 weiterführen. Seit 1915 wohnt sie, wie ihr Bruder Georg bis zu seinem Tod, in einer Villa in der Pirmasenser-Straße. Das Gebäude wird in Kaiserslautern ‘Pfaff-Villa’ genannt. Lina Pfaff ist für ihre sozialorientierte Einstellung bekannt und unterstützt die Stadt mit einer Fülle von Wohltätigkeitsmaßnahmen, die auch den Mitarbeitern der Firma und ihren Angehörigen zugute kommen. Hierzu gehören die Einrichtung von Kinderkrippen und der Bau von Wohnsiedlungen für die Arbeiter zur Linderung der Wohnungsnot. Der Bau eines Volksbades, das sogenannte Pfaffbad, gehört zu einer besonders herausragenden sozialen Errungenschaft der Familie: 1910 hat Georg Pfaff erstmals die Idee, ein ‘Pfaffsches Volksbad’ zu bauen. 1913 wird mit dem Bau begonnen, doch 1916 wird wegen Geld- und Materialmangel der Innenausbau eingestellt, das Gebäude ist nur im Rohbau fertiggestellt. Erst am 24. Mai 1924 wird das Bad eröffnet.
1917
1924
An ihrem 70. Geburtstag wird Lina Pfaff von der Stadt Kaiserslautern mit einer Ehrenbürgerschaft gewürdigt.
In diesem Jahr beginnt die Einrichtung von Pfaff-Nähmaschinen-Häusern, die bis 1937 auf 70 Verkaufsstellen anwächst.
1926
Bevor sie die Unternehmensstruktur ändert, adoptiert Lina Pfaff Karl (Jakob) Pfaff, den Sohn ihres verstorbenen Bruders Jakob, geboren am 11. September 1888. Am 11. Juni kündigt die “Pfälzische Presse” an: “Die Firma G. M. Pfaff, Sitz Kaiserslautern, ist erloschen”. Es erfolgt die Umwandlung der bisher einzelkaufmännisch geführten Unternehmensform in eine Aktiengesellschaft durch Lina Pfaff. Sie bringt das Familienvermögen in die Gesellschaft ein und wird erste Vorsitzende des Aufsichtsrats. Das Grundkapital betrug 4 Mio. RM, aufgeteilt in 400 Aktien zu je 10.000 RM. Neben Lina Pfaff als Hauptaktionärin gibt es fünf weitere Aktionäre: Karl Löhmer, auch Prokurist der neuen Gesellschaft, Friedrich Mellarts, Landgerichtspräsident in KL, Dr. Albert Zapf, Geheimer Justizrat in Zweibrücken, Karl Pfaff und Otto Kessler. Pfaff und Kessler bilden den ersten Vorstand.
1926
1929
Am 17. Juni stirbt Lina Pfaff mit 75 Jahren. Ihr Adoptivsohn Karl Pfaff wird Generaldirektor. Die Firma zählt 5.621 Mitarbeiter.
1936
Die 3-millionste Nähmaschine wird produziert.
1936
1939-1945
Zum zweiten Mal in der Geschichte des Unternehmens muss die Produktion auf Rüstungsgüter umgestellt werden, beispielsweise die Herstellung von Maschinengewehrschlössern, die unterhalb des Steinbruches eingeschossen werden.
Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene werden in der Firma eingesetzt. Die Dokumentenlage gibt folgende Zahlen preis: 369 französische Zivilarbeiter, 119 italienische, 201 polnische und 44 russische Kriegsgefangene werden zwischen 1939 und 1945 zwangsbeschäftigt. Bis Ende 1944 werden circa zwei Drittel der Werksanlagen durch alliierte Bombenangriffe zerstört. Die französischen Besatzer erlauben den Wiederaufbau. Es wird 11 Jahre dauern, bis die Vorkriegsproduktionszahlen wieder erreicht werden.
1950
Der Neuaufbau fällt in die Zeit des ‘deutschen Wirtschaftswunders’. Die Mitarbeiterzahl beträgt 5.500 Personen und 1000 Maschinen werden täglich hergestellt.
1950
1952
Am 15. August stirbt Karl Pfaff. Sein bisheriger Stellvertreter Hugo Lind wird als neuer Vorstand und Direktor eingesetzt. Mit Wilhelm Gelbert, Wilhelm Heimann und Karl Werner Kieffer besteht der Vorstand aus vier Personen.
1955
In diesem Jahr beträgt die Mitarbeiterzahl 7.000.
1955
1957
Die 6-millionste Nähmaschine wird gefertigt. Am 1. Januar übernimmt Pfaff das in Landstuhl ansässige Elektronik-Unternehmen Elte, um den gesamten elektronischen Bedarf im eigenen Haus herzustellen. Elte wird im folgenden Jahr ein selbständiges Unternehmen der Firma Pfaff.
Pfaff übernimmt mit 75 % der Aktien die Firma ‘Gritzner-Kayser AG’ in Karlsruhe-Durlach.
1960
Pfaff übernimmt mit 2.300 Mitarbeitern das gesamte Unternehmen in Durlach. Die Herstellung von Haushaltsmaschinen wird nach Durlach verlagert (‘Pfaff-Haushaltmaschinen GmbH’). Die Industriemaschinenproduktion ('Pfaff-Industriemaschinen GmbH’) läuft mit entsprechend reduzierter Mitarbeiterzahl in Kaiserslautern weiter. Ab diesem Zeitpunkt werden Pfaff-Aktien an der Frankfurter Börse gehandelt.
1960
1963
Der japanische Nähmaschinenhersteller ‘Janome Sewing Machine Co. Ltd.’ wird, unter Verwertung von aus Japan importierten Teilesätzen, Partner von Pfaff. Die Fertigung der Gradstich- und Zick-Zackmaschinen erfolgt in Durlach. Neben eigenen Verkaufsstellen entstehen zusätzliche Vertriebsquellen, worauf das Pfaff-Markenzeichen auch auf japanischen Niedrigpreismaschinen auftaucht.
1964
Die 8-millionste Nähmaschine wird gebaut.
1964
1965
Am 1. Januar werden in Deutschland die Importe japanischer Nähmaschinen freigegeben und beeinträchtigen mit Niedrigpreisangeboten den Konkurrenzmarkt der Nähmaschinenindustrie.
1967
Die G.M. Pfaff AG mit sämtlichen Tochtergesellschaften beschäftigt am 31. Dezember 9 500 Mitarbeiter. Ca. 52% der Produktion werden exportiert.
1967
1970
In den folgenden Jahren entwickeln sich neue Produktsparten (z.B. Materialschweißanlagen oder Industrieroboter) sowie Firmenbeteiligungen, Firmenübernahmen und die Gründung verschiedener Tochter- und Vertriebsgesellschaften. Rentabilität, wirtschaftliche Nutzbarmachung und Resonanz auf neue Produkte und Erwerbszweige ist gering. Ab 1974 beginnt ein kontinuierliches Nachlassen der Nachfrage an Industrienähmaschinen. Die Einführung von Kurzarbeit ist die unmittelbare Folge.
1978
Zur Konsolidierung des überseeischen Markts entsteht in Curitiba, Brasilien, ein neues Werk.
1978
1987
Pfaff feiert das 125-jährige Bestehen.
1988
Wolfgang Schuppli wird neuer Mehrheitsaktionär und zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. 51,68% der Aktien befinden sich in seinem Besitz.
1988
1989
Die Pfaff GmbH überträgt das Werk in Curitiba auf brasilianische Partner: am 15. August erfolgt in Rio de Janeiro die Abwicklung zwischen der Vertriebsorganisation ‘Pfaff do Brasil S. A.’ und der Produktionsgesellschaft ‘Pfaff Industria de Maguinas Ltda’.
1993
Der Hongkonger Geschäftsmann James Henry Ting kauft die Schuppli-Anteile und übernimmt eine Aktienmehrheit mit 72%. Ein sukzessiver Personalabbau beginnt.
1993
1997
Ting überträgt seinen Aktienanteil an die US-Schwestergesellschaft Singer. Ab dem 31. Dezember verfügt ‘The Singer Companie N.V., Niederländische Antillen, über ihre Tochtergesellschaft ‘Ellen Investment N.V. und die von dieser abhängigen ‘ROSEG Houshold Produkts GmbH’ über die Mehrheit der Pfaff-Aktien. Wieder wird Pfaff zu einem ‘Singer-Pfaff’-Unternehmen.
1998
Zum 1. Januar wird das Werk in Zhuhai, China, als Betriebsstätte von Pfaff geführt.
1998
1999
Der Pfaff-Schuldenstand beträgt 547 Millionen DM. Circa 400 Beschäftigte werden entlassen. Die Pfaff Industriemaschinen AG meldet aufgrund massiver Umsatzeinbrüche ihre erste Insolvenz an. Pfaff und Singer trennen sich. Es beginnt die Veräußerung und Zerteilung des Unternehmens durch den Insolvenzverwalter.
2000
Der Insolvenzverwalter verkauft die Haushaltsnähmaschinensparte in Karlsruhe Durlach an den schwedischen Konzern ‘Husqvarna Viking’.
2000
2002
Die ‘Industriemaschinen AG Kaiserslautern’ wird an die ‘Necci-Holding’, Italien, verkauft, die einen neuen Geschäftsführer stellt, wodurch der Name ‘Pfaff-Rimoldi’ entsteht.
Illiquiditätsprobleme der ‘Necci-Holding’ führen dazu, dass Pfaff-Rimoldi von dem Pfaff-Vertriebspartner ‘Bianchi Maré’ mit 95% und der Mailänder Handelsbank ‘Efibanca’ mit 5% übernimmt. Mit ‘Pfaff Industrie Maschinen’ erfolgt ein neuer Namenswechsel.
2003
Pfaff-Maschinen werden in das deutsch-chinesische Gemeinschaftsunternehmen ‘Pfaff-Zoje Machinery Industry Ltd.’ verlagert.
2003
2005
Am 1. Dezember übernimmt die Münchener Beteiligungsgesellschaft ‘GCI’, Bridge Capital AG’ das gesamte Pfaff-Aktienpaket mit 67%.
2006
In Taicang, China, wird ein neuer Produktionsstandort aufgebaut.
2006
2007
Pfaff geht Mitte Januar an die Börse. Die GCI hält 71,4% der Aktien. Am 12. Oktober erfolgt der erste Spatenstich für einen Werksneubau im Industriegebiet Nord, Kaiserslautern.
2008
Der Umsatz des ersten Halbjahres liegt mit 55,1, Mio. um 14% unter dem des Vorjahres. Die Schulden steigen auf 40 Mio. Euro. Die Beschäftigungszahl beträgt 400. Die Pfaff-Papiere verlieren im freien Handel 40% ihres Wertes. Am 11.September meldet Pfaff beim Amtsgericht Kaiserslautern die zweite Insolvenz an.
2008
2009
Anfang Januar wird das zweite Insolvenzverfahren eröffnet.
Der Geschäftsbetrieb der ‘Pfaff Industriemaschinen AG’ wird fortgeführt. Der Großteil der verbliebenen Beschäftigten wechselt in eine Auffanggesellschaft. Der mittelständische Maschinenbauunternehmer Joachim Richter aus Konken erhält den Zuschlag. Die Firma heißt nun ‘Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG’. Die endgültige Aufgabe des ehemaligen Pfaff-Geländes an der Königstraße wird eingeleitet.
2012
Es erfolgt eine Anteilsübertragung des Inhabers Joachim Richter an eine Treuhand und ein Verzicht auf ein Mitspracherecht bei der weiteren Unternehmensentwicklung.
2012
2013
Die ‘Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG’ wird an die chinesische ‘Shanggong (Europe) Holding Corp. GmbH’, die bis heute Eigentümerin ist, verkauft.
2014
Die Rechtsform des Unternehmens wird von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH umgewandelt
2014